Montanarchäologische Prospektionen im Gebiet Silberberg (KG Reith im Alpbachtal), Holzalm-Graßberg (KG Thierbach) und Kundler Berg (KG Kundl)

Ziel der montanarchäologischen Begehungen war, die aus dem Verleihbuch der Rattenberger Bergrichter von 1460-1463 n. Chr. bekannten Lokalitäten auf erhaltene Bergbauspuren hin zu untersuchen. Hierfür wurde das einstige Abbaugebiet „Silberberg“ in der Gemeinde Reith im Alpbachtal bzw. Brixlegg (KG Zimmermoos), Kundler Berg (Gem. Kundl) und Holzalm/Graßberg in Thierbach (Gem. Wildschönau) gewählt. Der Inhalt der Verleihungen wurde kategorisiert und wichtige Merkmale, die zu einer Identifizierung im Gelände führen könnten, vermerkt. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Umgebungs- und Ortsbeschreibungen. Bei der Begehung wurde versucht, diese Marker in der Landschaft zu finden, jegliche Bergbauaktivität zu dokumentieren und anschließend Rückschlüsse von der Verleihung zu den bestehenden archäologischen Spuren zu ziehen. Durch diese Methode konnten mehrere bisher noch nicht bekannte Abbaue entdeckt werden.

Das Gebiet um die Holzalm (1.450 m Seehöhe) in der Katastralgemeinde Zimmermoos dürfte schon ab der Urgeschichte bis zum Mittelalter als Bergbaugebiet bekannt gewesen sein, obwohl jegliche archäologischen Befunde aus diesem Gebiet fehlen. Tatsächlich schürfte man Bereich der Holzalpe an den Hängen des Gratlspitz (Alpbach) zwischen 1480 und 1735 nach Fahlerzen mit Kobalt- und Nickelerzen sowie Baryt und Silber (vgl. Gruber 2016: 220; Srbik 1929: 182; Exel 1982: 150; Mutschlechner 1984: 48). Aufgrund mehrerer Verleihungen in der Hs. 37, welche Abbau auf dem Graßberg („zu grásperg) andeuten, wurde beschlossen, in diesem archäologischen Desiderat Begehungen des Westhanges zu unternehmen.

Aufgrund dessen konnten 20 neue Fundpunkte, bei denen es sich um 11 Pingen und sieben verstürzte Mundlöcher und zwei teilweise begehbare Stollen handelt, entdeckt werden. In diesem Falle waren es die historischen Quellen, die wesentlich zur Entdeckung dieses bis dato völlig unbekannten Bergbaugebiets beigetragen haben.

Mundloch am Silberberg (c) TMMMT 2021, Roman Lamprecht & Julia Haas

Mundloch am Silberberg (c) TMMMT 2021, Roman Lamprecht & Julia Haas

References

Exel, Reinhard (1982): Die Mineralien Tirols. Nordtirol, Vorarlberg und Osttirol. 2 Bände. Bozen, Innsbruck, Wien: Athesia Verlag, Tyrolia Verlag 2
Mutschlechner, Georg (1984): Erzbergbau und Bergwesen im Berggericht Rattenberg. Reith im Alpbachtal: Im Selbstverlag der Gemeinden Alpbach, Brixlegg, Rattenberg.
Gruber, Elisabeth (2016): Vergleichende Untersuchung der onymischen Umfelder ausgewählter Tiroler Bergbauareale, Dissertation am Institut für Sprachen und Literaturen Bereich Sprachwissenschaft, Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck.
Srbik, Robert von (1929): Überblick des Bergbaues von Tirol und Vorarlberg in Vergangenheit und Gegenwart. Innsbruck: Wagner.


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